Kategorie: Allgemeine Infos

Was ist eine XLV750?

Die Honda XLV750R ist in Deutschland ein sehr seltenes Motorrad. Laut Auskunft des Kraftfahrtbundesamtes waren Anfang 2005 in der BRD noch 205 XLVs mit 45kw und 10 XLVs mit 37kw zugelassen. Sie wurde von 1983 bis 1986 gebaut. Die XLV hatte gegen die BMW R80G/S keine Chance. Ohne Paris-Dakar-Siege kann man natürlich keine großen Enduros verkaufen.

XLV750Rd
XLV750Rf

Es heizt ja schliesslich jeder Reiseendurofahrer in einem Wahsinnstempo ohne Gepäck durch die Wüste und hat immer eine Servicemannschaft dabei! Aber Honda hat es dann auch noch gelernt und die Paris-Dakar mit der NXR750 einem Ableger der XLV750, gewonnen. Und da der XLV-Nachfolger Africa Twin so ähnlich aussah, hat es dann endlich mit den Verkaufszahlen gepasst. Bei Cagiva und heute KTM funktionierte diese Werbestrategie genauso gut.

Vielleicht war es auch etwas ungeschickt von Honda eine Tourenenduro mit 212 kg Leergewicht auf einer Moto-Cross-Piste der Fachpresse zu präsentieren. Auf jeden Fall taugt sie als Reisebike. Je schwerer man sie belädt, desto besser lässt sie sich fahren. Die XLV ist sicher nichts für die Nordschleife, aber auf engen Passtrassen und Schotterpfaden ist sie in ihrem Element.

XLV-Ableger: Honda RS 750 Dirttrack Racer

Auch im Dirt-Track waren die Hondas sehr erfolgreich. Der erste Versuch auf Basis der CX500 ging zwar in die Hose, aber beim zweiten Anlauf auf XLV-Basis hat es dann geklappt. Aber auch hier waren die Änderungen beträchtlich, wenn äusserlich auch nicht so offensichtlich wie bei der NXR750. Die Luftkühlung blieb erhalten. Aber der hintere Zylinderkopf wurde gedreht, um Platz für den großen Luftfilter zu schaffen. Der Öltank wurde aus dem Rahmen in eine extra Behälter unter dem Federbein verlegt.

Mit diesem Modell konnte Honda mehrere Jahre in Folge die amerikanische Dirt-Track Meisterschaft gewinnen. Leider hat der amerikanische Nationalstolz das nicht ganz vertragen, so dass die AMA die Regeln so änderte, dass Honda nicht mehr starten durfte. Dadurch wurde es erreicht, dass Harley-Davidson mit antiquierter Technik wieder gewinnen konnte.

Typische Probleme der XLV750

Leider hat die XLV auch ein paar Probleme:
In den letzten Jahren habe ich bei den von mir veranstalteten XLV-Treffen schon einiges über häufige Schäden erfahren. Auch meine XLV hat sich zur Dauerbaustelle entwickelt. Außer für Lima und Kupplung muss der Motor für jede kleine Reparatur aus dem Rahmen ausgebaut werden, was eine menge Arbeit erfordert. Solange eine XLV läuft, ist sie dank Hydrostößeln und Kardan sehr wartungsarm, aber wehe es geht etwas kaputt!

  • Bei den roten Motoren treten gerne mal Lagerschäden, Getriebeschäden (vor allem herausspringende Gänge), kurzlebige Steuerkettenspanner und andere temperaturbedingte Schäden (z.B.Pitting an den Nockenwellenund Getriebezahnrädern, verschlissene Kolbenringe, hoher Ölverbrauch). Also immer schön aufs Öl achten! Und Achtung beim Kauf von XLVs mit Schaltproblemen: Schaltgabeln und viele andere Motorteile gibt es neu nicht mehr!!!!!!
  • Bei den schwarzen Motoren treten gelegentliche Ventilabrisse auf.
  • Ein weiteres temperaturbedingtes Problem sind Schäden an der Lichtmaschine. Meistens fällt eine der Zündungserregerspulen aus, was zum Ausfall eines Zylinders führt.
  • Der Auspuff ist sehr rostanfällig. Vereinzelt sind noch ein paar Marvings als Ersatz aufzutreiben. Originale gibts bei Honda nicht mehr!
  • Die inzwischen 25 Jahre alten Vergasermembranen reißen gerne. Nachbauten gibt es jedoch bei Ebay.
  • Das Fahrwerk ist zwar sehr handlich, dafür lässt der Geradeauslauf sehr zu wünschen übrig. Je nach Beladung treten ab 130 km/h ordentliche Pendelbewegungen auf. Etwas mehr Gewicht hinten, ein gekürzter oder nach unten versetzter vorderer Kotflügel vorne und straßenorientierte Bereifung mildern die Symptome etwas.
  • Das größte Problem dürfte inzwischen die Ersatzteilversorgung sein!